(Foto: joc)
ERLEBNISWELT DARMBACH: Wird er künftig auch andernorts durch die Stadt fließen wie beim Gartenhort der Jugend in der Darmstraße?

Ein richtiger Darmbach hilft auch sparen

Bei Offenlegung des Gewässers würde die Stadt um einiges entlastet

Das Rauschen dringt immer wieder an die Oberfläche. Am Woogsplatz hört man ihn deutlich durch den Kanaldeckel, ebenso in der Mühlstraße und am Schloss – den Darmbach, der unterirdisch die Stadt durchquert. Der Teil des Bachs, der nach seinem Austritt aus dem Woog noch offen fließt, scheint kaum die Bezeichnung Bach zu verdienen. Träge bewegt sich das Wasser durch den Gartenhort der Jugend in der Darmstraße, wo es dann in der Kanalisation verschwindet. Doch der Schein trügt. Fünfzig bis hundert Liter in der Sekunde gehen hier den Bach runter. Der Hort hat mit der Themengruppe „ Wasser in der Stadt“ der lokalen Agenda 21 das Projekt zur Offenlegung des Darmbachs ins Leben gerufen. Dem Hort geht es vor allem um den Erlebniswert, den das Wasser eines Bachlaufs Kindern bietet.

Der Darmbach ist in der Altstadt schon 1786 zugebaut worden, da er vor allem dazu genutzt wurde, Müll in ihm abzuladen. Trotz sich wiederholender Verbote, wie alte Dokumente belegen, gab es kaum ein Einsehen. Die Stadt setzte also kurzum einen Deckel drauf – in Form von Häusern.

Neuerdings gibt es Pläne, den Darmbach ins Stadtbild zurückzuholen. Die Stadt hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Baudezernent Dr. Hans-Jürgen Braun (Grüne) sieht darin auch eine Möglichkeit zu erheblichen finanziellen Einsparungen. Wenn man nämlich für das in die Kanalisation geleitete Bachwasser keine Abwassergebühr mehr entrichten muss, könnten bis zwei Millionen Mark im Jahr eingespart werden. Dieser Fall träte ein, wenn der Bach in den Herrngarten fließen und dort versickern oder weiter bis zur Kläranlage geleitet würde, wo er ohnehin wieder ans Tageslicht kommt und im Westen das Stadtgebiet verlässt.

Machbar sei einiges, „zumindest aus technischer Sicht“, sagt Tiele Brandt, bei dessen Firma die Studie in Arbeit war. Michael Börnert, Leiter des Gartenhorts, favorisiert die Offenlegung des historischen Verlaufs – am Abendgymnasium vorbei, über die Teichhausstraße, vorbei am Finanzamt zum Woogsplatz, durch die Bachgasse, an der „ Krone“ vorbei, dann linksherum zum Schloss bis zum Landesmuseum, um schließlich in den Herrngartenteich zu münden. Der Teich, der sich heute mit Trinkwasser füllt, könnte dann durch den Bach gespeist werden. Der Herrngartenteich kann aber nicht das gesamte Wasser des Darmbachs aufnehmen, da es nicht versickern würde; es müsste also ein Ablauf geschaffen werden, bis zum Gebiet Schenckallee/Gräfenhäuser Straße. Eine andere Möglichkeit wäre, die Versickerung im Herrngarten durch eine technische Anlage vornehmen zu lassen. Stadtrat Braun ist zuversichtlich, dass sich „hier eine adäquate Lösung findet und in fünf Jahren der Bach wieder offen fließen kann“.

Quelle: 04.09.01 Darmstädter Echo